Numerologie Lexikon

Eisbergmodell

Mit dem Eisbergmodell werden überwiegend in der Angewandten Psychologie, der Pädagogik und speziellen Betriebswirtschaftslehre Kommunikationsmodelle verdeutlicht, die auf der so genannten 80/20-Regel des Pareto-Prinzips basieren und sich (zum Teil im weiteren Sinn) auf die allgemeine Theorie der Persönlichkeit von Sigmund Freud (1856–1939) stützen. Das Eisbergmodell gehört zu den wesentlichen Säulen der Kommunikationstheorie zur zwischenmenschlichen Kommunikation.


Die eigentliche Metapher wurde erstmals in den 1930ern von Ernest Hemingway als Beschreibung seines literarischen Stils bekannt. Es sei, so Hemingway, nicht erforderlich, dass ein Autor alle Details seiner Hauptfigur erzähle. Es genüge, wenn, wie bei einem Eisberg, ein Achtel über Wasser zu erkennen sei[1]. Eine frühe deutschsprachige Rezeption, die das Modell explizit an Freud anlehnt, findet sich 35 Jahre nach Freuds Tod bei Ruch/Zimbardo (1974)[2].

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Freuds Theorie des Bewusstseins
2 Das Pareto-Prinzip als Grundlage
2.1 Eisbergmodell nach Freud, von Ruch und Zimbardo
2.2 Übertragene Eisbergmodelle
2.3 Allgemeine Kommunikationsmodelle mit Pareto-Verteilung
3 Quellen
4 Weblinks

Freuds Theorie des Bewusstseins[Bearbeiten]IchEs

Für weitergehende Informationen siehe Sigmund Freud.

Freud beobachtete seine Patienten und nahm an, dass menschliches Handeln in täglichen Situationen nur zu einem kleinen Anteil bewusst bestimmt wird. Dies widersprach der bisherigen Auffassung, nach der Verhalten nur auf bewusstes Denken und rationales Handeln zurückführen sei. Freud teilte hierzu die Psyche in seinem Strukturmodell der Psyche in drei Instanzen auf und vertrat die Auffassung, dass die bewussten Anteile des Ichs (Realitätsprinzip) lediglich darüber entscheiden, welche Anteile des Es (des Lustprinzips) und des Über-Ich (des Moralitätsprinzips) in der als wirklich erlebten Wahrnehmungswelt realisierbar seien. Somit weist er auf die überstarke Bedeutung des Unbewussten für das menschliche Handeln hin und ergänzt diese um die Bereiche der verborgenen Subjektivität (Persönlichkeit, Gefühle, Konflikte).

Freud, der die im Unbewussten liegenden Ängste, verdrängten Konflikte, traumatischen Erlebnisse, Triebe und Instinkte unterschiedlich stark verdrängt sah, war zudem der Auffassung, dass diese Prägungen von früheren Entwicklungsphasen abhängig seien und die nächsten Entwicklungsphasen beeinträchtige. Er nahm an, diese Vorgänge stünden unter dem Einfluss von Es und Über-Ich und seien nur kurzfristig bewusst, ehe sie wieder in das Unbewusste hinabsinken.

Um diese Wahrnehmungen wieder bewusst zu machen, müssten die Zensur durch das Ich überwunden werden, und so genannte Abwehrmechanismen müssten von dem Individuum verstanden werden, damit ein Einblick in die unbewussten Konflikte stattfinden kann. Dieser Vorgang sei entscheidend von der Dynamik der vielschichtigen Instanzen in der Psyche abhängig. Im Allgemeinen gelänge es dem gesunden Ich jedoch, im prinzipiellen Kampf zwischen Es und Über-Ich eine Schiedsrichterrolle zu übernehmen und bei einem auftretenden Konflikt einen Kompromiss auszuhandeln, der nicht selten zu der Ausprägung eines Symptoms führt. Zugleich hänge es jedoch von den Erfahrungen des Einzelnen ab, welche Dynamik sich im Rahmen dieser Beeinflussung entfalte. Schon in einem früheren Modell der Psyche, in dem er bewusste, vorbewusste und unbewusste Inhalte unterschied, spiegelt sich dieses Denken wider. Hier unterscheidet Freud die Persönlichkeitsbereiche nicht in ihrer Funktion, sondern in ihrer Möglichkeit, dem Individuum bewusst zu werden. Der größte Teil der Inhalte der Psyche ist dabei im Vorbewussten und im Unbewussten verankert. Nur ein geringer Teil der Inhalte ist dem Menschen gleichzeitig bewusst. Das Eisbergmodell dient als veranschaulichende Analogie für die Verhältnisse.

Es ist nicht eindeutig geklärt, wer diesem Schichtungsmodell Freuds als erstes das Bild eines Eisberges zugeschrieben hat. Allerdings wurde später von verschiedenen Autoren seinem Begriff des sog. Ich, also den bewussten Bereichen der Persönlichkeit der kleinere, sichtbare Teil eines fiktiven Eisberges über der Wasseroberfläche zugewiesen und den unbewussten Bereichen, also dem, was Freud Es und Über-Ich nannte, der größere, unter Wasser verborgene Anteil. (Ruch/Zimbardo 1974. S. 367).

Das Pareto-Prinzip als Grundlage[Bearbeiten]Die Feststellung einer 80/20-Verteilung findet, mit oder ohne die Visualisierung des Eisberges, vielfach Anwendung. Das Pareto-Prinzip, benannt nach dem italienischen Ingenieur, Soziologen und Ökonomen Vilfredo Pareto, besagt eine stetige Wahrscheinlichkeitsverteilung, dass viele Verteilungen in der Natur einem Skalengesetz, sehr oft einem Potenzgesetz, also einer Pareto-Verteilung folgen. Diese Größenverhältnisse treffen auch auf das natürliche Auftriebverhalten eines Eisberges zu.

Für weitere Informationen hierzu siehe Pareto-Prinzip.

Eisbergmodell nach Freud, von Ruch und Zimbardo[Bearbeiten]Das hier abgebildete Eisbergmodell nach Ruch/Zimbardo (1974) verdeutlicht in Anlehnung an die drei Qualitäten des Psychischen nach Freud, welche Dynamik zwischen den drei psychischen Teilen der Persönlichkeit besteht. Auf die Einarbeitung der drei Instanzen der Psyche nach Freud wird verzichtet.

Deutlich erkennbar sind im oberen Bereich des Modells die bewussten Anteile der Persönlichkeit, welche dem rationalen Verhalten zugewiesen werden. In der zwischenmenschlichen Kommunikation wird diesen Anteilen ebenso wie in der intrapersonellen Kommunikation (dem sogenannten inneren Dialog) entsprechend ein Bedeutungsanteil von etwa 20 Prozent beigemessen.

Der weitaus größere Anteil der Handlungsmotive, etwa 80 Prozent, liegt im Bereich der vorbewussten und unbewussten Bereiche. Äußere Ereignisse, insbesondere Kommunikationspartner, aber vor allem der Mensch sich selbst gegenüber nehmen hierbei die verborgenen Anteile der Persönlichkeit nicht ohne analytische Betrachtung wahr.

Bezüglich des Ursprungs bzw. der Herkunft des Eisberg-Modells (Eisberg-Theorie) fällt hin und wieder auch mal der Name Paul Watzlawick. Dieser hat sich in zahlreichen Ausführungen auf diese Metapher bezogen; der Ursprungsgedanke ist in den psychodynamischen Theorien Freuds zu finden (s. Philipp G.Zimbardo / Richard J. Gerrig: Psychologie, 18. Auflage, 2008), die selbstverständlich Einfluss auf das Kommunikationsverhalten der Menschen haben. Das ursprünglich genannte Zahlenverhältnis des Modells (10 % sichtbar oberhalb der Oberfläche, 90 % verborgen unterhalb der Oberfläche) ist zunehmend der 20:80-Verteilung gewichen, da sich der Mensch mit seinen Wünschen, Bedürfnissen und Verhaltensweisen im Laufe der Entwicklung verändert hat. Oft wird auch von 10 bis 20 % und von 80 bis 90 % gesprochen, oder auch von einem Siebtel und sechs Siebteln. Die 20:80-Verteilung ist auch unter dem Begriff des Pareto-Prinzips bekannt, welches auch in den Bereichen des Zeit- und Selbstmanagements und der Arbeitsmethodik zur Anwendung kommt.

Nach der von Watzlawick auf die Kommunikation übertragenen Theorie entsprechen der sichtbare Bereich der Sachebene (rational) und der unsichtbare Bereich der Beziehungsebene (emotional); ist die Beziehungsebene gestört, so hat das nach Watzlawick unweigerlich Auswirkungen auf die Inhaltsebene.